Lungenautomaten

Modifizierter Originaltext/Bilder von Wilke Reints

LungenautomatenDer mit Abstand wichtigste Ausrüstungsgegenstand ist der Lungenautomat. Er versorgt den Taucher in jeder Situation mit dem lebensnotwendigem Atemgas. Daher ist es selbstverständlich, dass der Lungenautomat den hohen technischen Anforderungen gewachsen sein muss und über entsprechende Qualitätsmerkmale verfügt. Fehler innerhalb dieses Ausrüstungsgegenstandes bringen den Taucher unmittelbar in Gefahr.

Um das hierdurch entstehende Risiko zu minimieren, werden grundsätzlich immer zwei unabhängige erste Stufen verwendet. Beide erste Stufen sind von höchster Qualität. Insbesondere der Reserve/Backupautomat darf nicht minderwertiger sein als der Hauptautomat. Eine Redundanz über einen "Oktopus", der an der selben ersten Stufe angeschlossen ist wie der Hauptregler ist nicht akzeptabel und als potentiell gefährlich einzustufen - insbesondere im technischen Tauchbereich.

Kaltwassertauglichkeit

An den Hauptflaschen werden zwei gleichwertige Lungenautomaten (1. Stufe) eingesetzt. Der Hauptautomat/Primary wird an der rechten Flasche, der Backupautomat/Secondary an der Linken angeschlossen. der Zum Einsatz kommen ausschliesslich membrangesteuerte Automaten. Die an den Lungenautomaten angeschlossenen Schläuche erhalten keinen Knickschutz.

Die Automaten müssen mindestens den Vorgaben der US-Navy und der EN250 entsprechen. Insbesondere die US-Navy Anforderungen sind hier zu erfüllen, da diese Norm strenger als die EN250 ist. Bei der US-Navy wird ein Kaltwassertest durchgeführt, bei dem die Atemregler 12 Stunden auf -17,7°C heruntergekühlt werden, die zweite Stufe wird in Salzwasserbad mit einer Temperatur kleiner 0°C eingetaucht. Verrichtet der Atemregler seine Arbeit korrekt, gilt der Kaltwassertest als bestanden. Leider wird dieser Test im Labor durchgeführt und berücksichtigt nicht zwingend praktische Umgebungsbedingungen, wie Verschmutzungen und ein evt. feuchter Gasvorrat. Letztlich muss immer damit gerechnet werden dass Lungenautomaten ausfallen können. Daher muss ein Taucher, der in den technischen Bereich des Tauchens vordringt, in der Lage sein alle Ventile der Ausrüstung sicher und schnell erreichen und ggf. schliessen zu können.

Leistungsmerkmale

Die einzusetzenden Automaten müssen mindestens folgende Eigenschaften erfüllen:

  • DIN 5/8" Anschlüsse (Abdeckkappen sind während dem Tauchgang komplett zu entfernen)
  • über einen 3/8" UNF Ausgang zum Anschluss des Atemreglers (2. Stufe) verfügen.
  • Kaltwassertauglich nach US Navy und EN250
  • Membrangesteuert
  • Kein Knickschutz
  • Anschlüsse die eine gute Schlauchführung zulassen

Im technischen Tauchen kommen hauptsächlich die Automaten DS4, Tek3 und DST der Firma Apeks zum Einsatz. Diese Automaten erweisen sich als besonders kaltwassertauglich und speziell die DST unterstützen eine gute Schlauchführung. Allerdings ist der Einsatz einer DS4 Stufe bezüglich Schlauchführung am Backup zum Finimeter bedingt geeignet (Stauchen im Wing). Andere Automaten, wie z.B. von Scubapro, Mares und Poseidon sind auch geeignet.

Technische Eckdaten

Erste Stufe:

  • Material:                                      Messing / verchromt - salzwasserbeständig
  • Steuerung:                                 Membran und balanciert
  • Abgänge:                                    mindestens zwei 7/16" UNF Hochdruck (HD) und min. drei 3/8" UNF Mitteldruck (MD)

Zweite Stufe:

  • Material:                                       Delrin 500 (oder vergleichbar)
  • Atemwiderstand:                       Einstellbar über Kipphebel
  • Atemarbeit auf 50m(6 bar):       0,04 Joule/Liter (Einatemarbeit), 1,28 Joule/Liter (Ausatemwiderstand)

Mitteldruckanschluss

Alle zweiten Stufen werden immer über einen 3/8" UNF Schlauch angeschlossen. So sind alle Schläuche identisch und können nach belieben getauscht werden. Befinden sich an den Automaten (wie z.B. bei Apeks DST) auch 1/2" UNF Anschlüsse, sollten diese über einen Blindstopfen verschlossen werden.

Um eine doppelte Redundanz bei den Atemreglern zu erreichen, werden teilweise die Zweiten Stufen nur "handwarm" an den Mitteldruckschlauch angeschlossen. Auf diese Art und Weise könnte der Taucher unter Wasser die Stufen tauschen, wenn zum Beispiel eine zweite Stufe eines Dekogases ausgefallen ist. Das Risiko dabei ist jedoch genau abzuschätzen, da ein mögliches selbständiges lösen auch eine sehr grosse Fehlerquelle bedeutet. Durch die konsequente Verwendung der G5/8" Ventile kann auch stets unter Wasser jeder Automat getauscht werden, was ebenfalls bei dem Versagen eines Dekogasreglers äusserst hilfreich ist und die Redundanz der Ausrüstungsteile erhöht.

Hauptautomat

Hauptautomat mit KarabinerDer Hauptregler wird, sobald man ihn nicht mehr benötigt (z.B. beim atmen aus einer Stage) an den rechten Brust-D-Ring mit Hilfe eines Edelstahlkarabiners eingeklickt. Für die Befestigung des Karabiners existieren zwei Möglichkeiten, die immer wieder kontrovers diskutiert werden.

  • Der Karabiner wird mittels eines O-Ringes und eines Kabelbinders befestigt. Diese Variante hat den Sinn, dass es sich um eine lösbare, bzw. abreissbare Verbindung handelt.
  • Im Grunde ist die Befestigung die selbe, nur dass der O-Ring durch eine Schnur ersetzt wird (Caveline). Diese Verbindung ist nicht abreissbar und muss im Notfall durchgeschnitten werden.

Welche dieser Varianten die Beste ist, bleibt jedem selber überlassen. Die Caveline-Befestigungen erweisen sich als zuverlässiger.

Backupautomat

Backupautomat mit NecklaceDer Backupautomat wird über ein Gummiband / "Bungee" um das Mundstück am Taucher befestigt, der sogenannte "Necklace". Der Durchmesser sollte dabei die 15cm nicht wesentlich überschreiten. Der Necklace wird um den Hals des Tauchers gelegt, so dass sich der Backupautomat praktisch immer in unmittelbarer Nähe des Tauchers unter dem Kinn befindet. Die Befestigung am Mundstück sollte so gewählt werden, dass im Notfall ein abreissen möglich ist.

Knickschutz

Alle Schläuche die an die Regler angeschlossen werden, erhalten keinen Knickschutz. Der Knickschutz stört letztlich nur die Schlauchführung und lässt keinen Blick auf die Verbindungsmuffen zu. Diese Muffen stellen den schwächsten Punkt der Schläuche dar, sobald hier ein Schlauch porös wird oder sogar anfängt undicht zu werden ist er umgehend auszutauschen. Im übrigen verhindert der Knickschutz ein schnelles abtrocknen der Muffe, was die Korrosion fördert.

Automatenservice

Der Service sollte vom Fachhandel durchgeführt werden. Als Richtwert gilt alle 100 bis 150 Tauchgänge, mindestens aber alle zwei Jahre.