CCR Liberty – Ohne Bedenken ans Limit?

Frontansicht CCR LibertySeit gut einem Jahr ist das CCR Liberty mit CE nach EN14143:2013 bis 100m auf dem Markt und setzt neue Massstäbe. Als allererstes Kreislaufgerät wurde es nach der neuen EN-Norm ohne Einschränkungen zugelassen. Anlass sich das Kreislaufgerät aus dem Hause Liberty Systems genauer anzusehen. Nebst den konstruktiven Merkmalen lohnt sich der genaue Blick auf Fehlertoleranz und Redundanz.

Zunächst sticht die qualitativ hochwertige Verarbeitung der mechanischen Teile ins Auge, die in Roudnice nad Labem (Tschechien) erfolgt: Sämtliche Teile werden mit modernsten, hochpräzisen 3-Dimensionalen CNC-Bearbeitungszentren aus dem vollen Delrinblock gefräst oder gedreht. Zudem sind alle Teile auch in 3D modelliert und ermöglichen somit den Entwicklern auch die Simulation der Gasflüsse und der Festigkeitsberechnungen.

Der hohe Qualitätsanspruch stellt sicher, dass sämtliche Teile jederzeit innerhalb ihrer Toleranzen bleiben und eine hohe Passgenauigkeit garantiert ist.

Das Gerät wird tauchfertig ausgeliefert und hat unter anderem folgende Eigenschaften:

  • Atemkalkbehälter mit radialem Durchfluss inkl. integrierter Wasserfallen und einer Standzeit von 168 Minuten gemäss CE-Prüfung. Mit einem seit Kurzem verfügbaren, optional erhältlichen 3.5l Atemkalkbehälter wird eine etwa 40% längere Standzeit erreicht.
  • Alle Atemschläuche und Ports für manuellen Zuschuss (MAV) sind mit einem verwechslungssicheren Bajonettverschluss-System ausgestattet, welches einen einfachen und schnellen Zusammenbau erlaubt.
  • Integriertes und präzises ADV (Automatic Diluent Valve) in der Gegenlunge mit einem Absperrventil.Funktionsschema CCR Liberty
  • Gegenlungen über die Schultern, welche die Sicht dank intelligenter Schlauchführung und schlanker Ausführung in keiner Weise beeinträchtigen.
  • Backplate mit Standard Harness und ca. 20l Wing. Mit den zwei dazugehörigen Bleitaschen wird das Gewicht ideal verteilt und das Gerät bietet jederzeit einen optimalen Trimm.
  • Insgesamt 36.5kg Tauchgewicht. Was eher am oberen Limit ist, sich aber von vergleichbaren tauchfertigen Geräten nur etwa +/- 2kg unterscheidet. Das Reisegewicht beträgt 23.5kg. Für Reisen ist es daher empfehlenswert den Kopf mit seinen rund 5kg im Handgepäck mitzuführen, womit heutzutage die Gewichtslimite für Handgepäck bei vielen Airlines leider nahezu aufgebraucht ist.
  • Alle Komponenten wurden bis 600m, der Drucksensor bis 350m geprüft und kalibriert.
  • Sämtliche elektrische Steckverbindungen sind durchgängig wasserdicht und erlauben den einfachen Tausch, Wartung oder Ersatz von Komponenten. Über ein Steckmodul werden via USB Software-Updates eingespielt und Log Daten ausgelesen.
  • Alle Bedienelemente sind entsprechend dem Standard logisch angeordnet und leicht zu erreichen.
  • Ein grösserer und stabilerer Rahmen ist seit Kurzem verfügbar, die Entwicklung einer BMCL (Back Mounted Counter Lung) wurde laut Hersteller gestartet und ein BOV wurde im Werk auch schon gesichtet.

 

Technik

Rückansicht CCR LibertyDas Gerät verfügt über zwei unabhängige Rechner, welchen je zwei Sauerstoffsensoren, ein Heliumsensor, zwei Drucksensoren (unterschiedliche Messbereiche für höhere Genauigkeit), ein Temperatursensor, ein drucksicheres Akku Pack mit mehr als 10h Laufzeit und ein Magnetventil zugeordnet sind. Sprich, all dies ist effektiv in doppelter Ausführung vorhanden und bietet eine echte Redundanz. Die Rechner sind über ein RS485 basierendes Bussystem (worauf auch z.B. DiveCAN aufbaut) miteinander und den Handsets gekoppelt. Damit werden im Normalfall alle Daten ausgetauscht und abgeglichen. Im Notfall kann jedoch jeder Rechner, dank einem intelligenten Redundanzkonzept, unabhängig vom Anderen die Steuerung übernehmen.

Im Gerätekopf sind all diese Komponenten gekapselt und die Elektronik der Rechner vor Wassereinbruch geschützt untergebracht. Alle Teile können einzeln ausgebaut werden und lassen sich bei Bedarf sogar mit Redundanzverlust tauchen. Ausnahme bilden die Heliumsensoren, welche wegen des Gasflusses immer beide zumindest eingebaut, aber nicht funktionstüchtig sein müssen.

Rechner und Anzeigen

Das Gerät verfügt über vier Anzeigen, zwei Handsets, ein HUD (HeadUp Display) und ein sogenanntes Buddy-Display. Das gut positionierte HUD informiert über den aktuellen pO2 nach modifiziertem Smithers Code oder in einem speziellen Modus für Farbenblinde. Das Buddy-Display zeigt dem Tauchpartner sehr lichtstark den Gesamtstatus des Geräts. Das Wichtigste für den Taucher sind jedoch dieHandsets CCR Liberty Handsets, welche wie schon erwähnt völlig autonom über einen Datenbus mit den Rechnern verbunden sind. Auch ohne Handsets funktioniert das Gerät bei Wasserkontakt und erlaubt in einer Art Notbetrieb die sichere Rückkehr an die Oberfläche. Dank diesen Redundanzen und Sicherheiten ist das Gerät prädestiniert Neues zu entdecken. Dabei sollten jedoch nie die eigenen Grenzen überschritten werden…

Die selbst entwickelten Handsets erlauben über und unter Wasser eine intuitive Benutzerführung und sind analog den bewährten Freedom Tauchcomputern von Divesoft leicht zu bedienen. Einige spezielle Funktionen müssen in diesem Zusammenhang erwähnt werden:

  • Die Logik beinhaltet Checklisten zum Tauchbeginn und einen benutzergeführten Pre-Dive Check, damit auch nichts vergessen geht.
  • Es lassen sich 9 Verdünnungsgase CCR sowie weitere 9 BailOut Gase einstellen und während dem Tauchgang notfalls verändern.
  • Die Anzeige bietet 5 einzeln aktivierbare Darstellungsmodi während dem Tauchgang. Der hohe Kontrast und die umgebungsabhängige Leuchtstärke erlauben auch Tauchern mit einer Sehschwäche oder bei der gleissenden Sonne Ägyptens eine sichere Ablesung.
  • Die integrierte Helium-Analyzer Funktion erlaubt die gemessenen Gase direkt in die Gas Liste zu übernehmen.
  • Überwachung der Abstiegsgeschwindigkeit (wegen HPNS – High Pressure Nervous Syndrome) und drei einstellbare Zonen für die Überwachung der Aufstiegsgeschwindigkeit.
  • Neben der Einstellung der Gradient Faktoren für das integrierte Bühlmann Modell können für das BailOut unabhängige BailOut-Gradient Faktoren definiert werden.

Die Alarme sind optisch sehr gut sichtbar dargestellt und werden unterstützt durch einen Vibrationsalarm, welcher auch bei einem dicken Trockentauchanzug noch gut wahrgenommen wird.

PO2-Regelung

Sensorkammer CCR LibertyDie Sauerstoffsensoren müssen auch beim CCR Liberty regelmässig kalibriert werden. Diese Kalibrierung erfolgt dank einem mitgelieferten Werkzeug sehr gassparend und ohne Fremdeinflüsse direkt in der Sensorkammer. Spätestens nach drei Tagen erinnert eine interne Überwachung an eine notwendige Neu-Kalibrierung. Das Ansprechverhalten des Magnetventils wird über den Mittelwert aller verfügbaren Sauerstoffsensoren gebildet. Die Abweichung der Messung ist jederzeit auf den Handsets ersichtlich und erlaubt einzelne Sensoren aus der Verarbeitung auszuschliessen.

Heliumsensoren

Das patentierte System von Divesoft zur Bestimmung des Heliumanteils mittels Schallmessung wurde im CCR Liberty integriert. Nicht hörbar wird beim Trimixtauchen konstant der Heliumanteil im Atemgas bestimmt und für die Dekompressionsberechnung einbezogen. Natürlich erlauben die Handsets die Einstellung, ob gemäss Gas Liste oder Messung berechnet werden soll. Die Messung hat sich in der Praxis als sehr zuverlässig erwiesen. Trotz einem ausgeklügelten System zur Entfeuchtung des Gases vor der Messung wurde bei sehr warmen Wassertemperaturen, wenn sich weniger Kondensat an der Aussenröhre des Kalkbehälters niederschlägt, noch Verbesserungspotential festgestellt. Daran arbeiten die Entwickler momentan noch eifrig. Zu einem Systemfehler hat die Thematik jedoch bisher nie geführt.

Beim Trimixtauchen erlauben die Heliumsensoren als zweite Möglichkeit die Bestimmung des Sauerstoffanteils. Gerade in sehr grossen Tiefen wurde festgestellt, dass sich die Ableitung vom Sauerstoffanteil via Heliumsensor als genauer erweist als die der Sauerstoffsensoren.

Tauchen

Beim Tauchen stechen der unbeschreiblich hohe Atemkomfort, der herausragende Tragekomfort und die übersichtlichen Handsets heraus. In allen Tauchlagen bietet das CCR Liberty einen hervorragenden Atemkomfort ohne Einbussen. DerCCR Liberty in der Schweiz exzellente Trimm und Tragekomfort erlaubt eine optimale Positionierung unter Wasser. Die übersichtlichen Handsets unterstützen auch in Notsituationen den Überblick zu behalten.

Ausbildung

Das Netz von Instruktoren weitet sich laufend aus. Unter www.ccrliberty.comwird fortwährend die Liste der Ausbildungsmöglichkeiten aktualisiert. In Deutschland sind aktuell fünf IANTD Instruktoren und ein Instruktor Trainer aufgeführt, in Österreich leider noch keine. Speziell das Ausbildungsnetz in der Schweiz ist schon sehr gut ausgebaut und bietet ganzjährig beste Bedingungen für eine Ausbildung auf allen Stufen. In der Deutschschweiz, vorwiegend am Thunersee, bietet Roland Zbinden von Dekostop GmbH (www.dekostop.ch) aktuell als einziger IART Instruktor Trainer und IANTD sowie TDI Instruktor die Ausbildung an. In der französischsprechenden Schweiz sind Sabine Sidi-Ali und Olivier Bourquin als IART Instruktoren kompetente Ansprechpersonen.

Fazit

Das Gerät setzt in der Tat neue Massstäbe. Die echte Redundanz und mechanisch einwandfreie Verarbeitung bieten ein Gerät, welches höchsten Ansprüchen für Höhlen- und Wracktauchern genügt. Die Elektronik ist durchdacht und dank vieler kleinen Details der neue Massstab für viele andere Geräte. Das Gerät erweist sich nach rund 100 Stunden persönlicher Erfahrung als äusserst zuverlässig und man kann ohne Bedenken tauchen.

Auch mit fundierter Ausbildung und genügend gesammelter Erfahrung ist das Leistungsspektrum der Möglichkeiten dieses Gerätes immer noch nicht ausgereizt. Das CCR Liberty steht für Freiheit: Mindestens ein Testtauchgang mit dem CCR Liberty lohnt sich in jedem Fall!